Große Schreibaufgaben
Hinweis:
Voraussetzung für die Bearbeitung der großen Schreibaufgabe „Leidensdarstellung und Gewaltdarstellung“ ist die Bearbeitung der Aufgabe in „Das ‚Donaueschinger Passionsspiel′ und die Evangelienberichte“, ferner die Lektüre der Auszüge aus Köpf und der einführenden Erläuterung.
Lektüre zur großen Schreibaufgabe „Leidensdarstellung und Gewaltdarstellung“
Lesen Sie nun die im Folgenden angegebenen Auszüge aus Köpf, Ulrich: [Art.] Passionsfrömmigkeit, in: TRE 27, S. 722, 725-731, 737-745 (https://doi.org/10.1515/tre.27_722_8). Verschaffen Sie sich auf diese Weise einen Überblick über die Inhalte, Themen, Medien und Ausdrucksformen der Passionsfrömmigkeit im Hoch- und besonders im Spätmittelalter.
Einführende Erläuterung zur großen Schreibaufgabe „Leidensdarstellung und Gewaltdarstellung“
Es ist sinnvoll, bei der Bearbeitung der Aufgabe deutlich zwischen der Darstellung des Leidens und der Darstellung von Gewalt zu unterscheiden. (Es handelt sich um unterschiedliche Perspektiven bzw. Darstellungsdimensionen, wenn auch der Zusammenhang zwischen beiden im Passionskontext evident ist.) Hier wird beides wie folgt definiert:
Für die Darstellung des Leidens ist die Perspektive Jesu als Subjekt des Leidens konstitutiv; das Leiden wird als solches definiert und ostentativ ‚gezeigt‘ (etwa mit sprachlicher Deixis, d.h. mit Ausdrücken, die auf den leidenden Körper verweisen und ‚zeigen‘); das dargestellte Leiden kann aus der Handlungsdynamik herausgelöst und zum sprachlich erzeugten ‚Bild‘ werden; Figuren können aus der Handlung heraustreten und in der direkten Wendung an die Rezipient:innen (Leser:innen oder Publikum) auf das Leiden hinweisen („seht …“). So verstanden, ist die Darstellung des Leidens Jesu die in der Passionsfrömmigkeit vertraute und erwartbare Darstellungsdimension (s. die Lektüre des Artikels von Köpf), die in Passionsspielen genauso begegnet wie zum Beispiel in Passionstraktaten oder Passionsbildlichkeit.
Für die Darstellung von Gewalt ist die dominante Perspektive der Soldaten (‚milites‘) und Juden konstitutiv; diese werden als handlungsmächtige Subjekte der Gewalthandlungen dargestellt (Jesus wird dementsprechend zum Objekt der Gewalt, mit dem etwas geschieht); Handlungscharakter und Ereignishaftigkeit werden betont. (‚Gewaltdarstellung‘ umfasst dabei auch verbale Gewalt wie Verhöhnungen und Erniedrigungen etc.) So verstanden, ist die Gewaltdarstellung eine Besonderheit der Passionsspiele, die in anderen Medien der Passion keine Entsprechung hat.
Beide Darstellungsdimensionen sind, so wie sie hier definiert werden, einander entgegengesetzt und stehen in einer Spannung zueinander, kommen jedoch beide in Passionssspieltexten zentral vor. Für Passionsspiele ist also die Spannung zwischen Leidensdarstellung und Gewaltdarstellung zentral.
Leidensdarstellung und Gewaltdarstellung
Analysieren Sie auf der Basis des Artikels von Köpf und der einführenden Erläuterung die Darstellung des Leidens Jesu und des Gewalthandelns der Soldaten und Juden im Text; dies sollte auch die Darstellung verbaler Gewalt umfassen. Wie werden das Leiden, die Verspottungen Jesu und die Gewalthandlungen im Text sprachlich zum Ausdruck gebracht? Beziehen Sie auch die sprachliche Bildlichkeit mit ein (d.h. Metaphern, sprachliche Bilder, das Imaginieren und Vor-Augen-Stellen mit sprachlichen Mitteln).
Versuchen Sie, die in der einführenden Erläuterung getroffene Unterscheidung zwischen Leidensdarstellung und Gewaltdarstellung bei der Bearbeitung der Aufgabe zentral zu berücksichtigen. Achten Sie auch auf den (mehrfachen und unter Umständen abrupten) Wechsel der Darstellungsdimensionen im erläuterten Sinne.
Textpassagen: ab dem kursiv gesetzten ‚rubrum‘ nach v. 2156 bis 2387, v. 2528-2941, 2987-3242: Verhöre Jesu, Geißelung, Dornenkrönung, Verurteilung, Kreuztragung; v. 3243-3577: Kreuzigung.
Ergebnis dieses breiteren Blicks auf den Themenkomplex soll ein argumentativ zusammenhängender Text sein (ca. 2500 Wörter). Belegen Sie Ihre Ausführungen an den jeweiligen Texten und weisen Sie die von Ihnen verwendete Forschungsliteratur korrekt nach. Achten Sie unbedingt auch auf Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung.
Hinweis:
Voraussetzung für die Bearbeitung der großen Schreibaufgabe „Heiligkeit und Geschlecht” ist die Bearbeitung der Aufgaben „Marina-, Margareta- und Euphrosynalegende“ und „Euphrosyna- und Alexiuslegende“, zu finden im Kapitel zu „Heiligkeit und Geschlecht“ unter „Zweite Gruppe: Selbstverleugnung als Askese“, ferner die Lektüre der einführenden Erläuterungen und des Aufsatzes von Kasten. (Vgl. hierzu auch die Präsentation in Heiligkeit und Geschlecht unter „Vor der Lektüre“, Folien 10-11, 13 und 15-16.)
Einführende Erläuterungen zur großen Schreibaufgabe:
1. Wertordnungen: Es ist keineswegs so, dass ein einheitliches Wertesystem für die mittelalterliche Kultur in Gänze prägend war. Vielmehr ist es wichtig, sich klar zu machen, dass zumindest höfisch-weltliche Werte einerseits und religiöse Werte andererseits zu unterscheiden sind (und diese dann in den Texten jeweils noch ganz unterschiedlich verhandelt werden können). Zum Teil gibt es hier Überschneidungen, zum Teil aber auch einander entgegengesetzte Werte. Für weltliche (adelige) Herrschaft ist es zum Beispiel notwendig, dass sie sich u.a. in öffentlich sichtbarer Prachtentfaltung, in der ostentativen, verschwenderischen Freigebigkeit des Herrschers (die etwas ganz anderes ist als das Almosen, das gerade nicht gezeigt werden soll) und im Zeigen adeliger körperlicher Schönheit manifestiert und legitimiert; sie ist ferner auf genealogische Kontinuität (und damit den Vollzug der Ehe) und auf legitime Formen herrscherlicher Gewalt angewiesen. Höfische Literatur entfaltet darüber hinaus programmatisch höfische Zentralwerte wie Ritterschaft und höfische Liebe, die zum einen einen gesellschaftlichen Wert darstellt, zum anderen aber immer auch auf sexuelle Erfüllung hin angelegt ist.
Solche in höfischer Literatur positiven Werte stehen zum Teil in deutlichem Widerspruch mit religiösen Werten wie freiwillige Armut, Demut und Erniedrigung, Entsagung, Unterordnung und Enthaltsamkeit. Heiligenlegenden, insbesondere Asket:innenlegenden, erzählen häufig gerade von den Reibungen und Spannungen, wenn diese unterschiedlichen Wertewelten miteinander enggeführt werden und in Konflikt geraten. Askese kann – in ganz vielfältigen Ausprägungen – generell als Negation allgemeingültiger sozialer Normen, Werte und Praktiken gefasst werden; als Negation, die im Sinne der Umwertung aller Werte selbst in hohem Maß sinnkonstituierend und identitätsstiftend ist.
Grundsätzlich gilt in der mittelalterlichen Kultur jedoch nicht das eine Wertedenken als falsch und das andere als richtig – es kommt entscheidend darauf an, ob man sich mit Texten des höfisch-weltlichen Diskurses oder des religiösen Diskurses befasst. Zudem gibt es Texte, die einen bewusst hybriden Charakter haben und sich diesbezüglich nicht auf einen Wertediskurs festlegen (vgl. hierzu: Müller, Höfische Kompromisse, S. 117-123).
2. ‚Geschlecht‘ (‚gender‘): Geschlechtsidentät ist immer kulturell konstruiert und betrifft die gesamte soziale Identität. Als kulturelle Konstruktion ist sie historischem Wandel unterworfen. Hier ist es besonders wichtig, die Werte und (auch unwillkürlichen) Wertungen der eigenen Zeit und Kultur nicht auf eine vergangene Kultur bzw. ihre literarischen Konzeptionierungen von Geschlecht zu übertragen. Mittelalterliche Texte unterscheiden sich in Vorstellungen und Inszenierungen von Geschlechtsidentität zum Teil stark von neueren literarischen Texten.
Lektüre (Vorbereitung zur großen Schreibaufgabe „Heiligkeit und Geschlecht“):
Lesen Sie nun den Aufsatz von Ingrid Kasten: Gender und Legende, in: Bennewitz, Ingrid u.a. (Hgg.), Genderdiskurse und Körperbilder im Mittelalter. Eine Bilanzierung nach Butler und Laqueur, Münster u.a.: LIT Verlag 2002, S. 199-219.
Geschlecht in Heiligenlegenden
Halten Sie in Stichworten fest: Was ist unter Geschlecht (Gender) zu verstehen, was kann der Begriff alles umfassen? Welche Bedeutungsdimensionen kann nach Kasten Geschlecht in Heiligenlegenden haben?
Heiligkeit und Geschlecht
Wie erzählen die Margareta-, Euphrosyna- und Alexiuslegende von Heiligkeit, und von welcher ‚Leistung‘ der bzw. des Heiligen erzählen sie? Welche Bedeutung hat die Geschlechtsidentität im Sinne von Weiblichkeits- und Männlichkeitsmodellen in diesem Zusammenhang?
Berücksichtigen Sie bitte die folgenden Teilfragen, die Einzelaspekte der Schreibaufgabe ansprechen und die Ihnen bei der Bearbeitung helfen können.
- Worin besteht die jeweilige ‚Leistung‘ der weiblichen und des männlichen Heiligen, und wie erzählt der Text davon?
- Wie wird von der Relation zwischen der/dem Heiligen und ihrer/seiner sozialen Herkunftswelt und Sippe erzählt?
- Wie thematisieren sie die Geschlechtsidentität im Sinne von Weiblichkeits- und Männlichkeitsmodellen? (Achten Sie hierbei auch auf die Verwendung des Personalpronomens – Femininum oder Maskulinum –, z.B. in der Margaretenlegende.)
- Welche Bedeutung erhalten dabei Körper und körperliche Zeichen der jeweiligen Heiligenfigur?
- Welche Bedeutung hat die Verleugnung des Geschlechts?
Ergebnis dieses breiteren Blicks auf den Themenkomplex soll ein argumentativ zusammenhängender Text sein (ca. 2500 Wörter). Belegen Sie Ihre Ausführungen an den jeweiligen Texten und weisen Sie die von Ihnen verwendete Forschungsliteratur korrekt nach. Achten Sie unbedingt auch auf Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung.
Hinweis:
Voraussetzung für die Bearbeitung der großen Schreibaufgabe „Bildlichkeit und Imagination“ ist die Bearbeitung der Aufgaben „Gethsemane-Szene und Vesperbild“ in „ ‚compassio‘ und Medien der Passion“, „Zeit, Vergänglichkeit, Tod und Sterben“ in „Der Tod und das Ich: Sterbelieder“ und „Raum und Bewegung“ in „Reisen ins Jenseits“.
Bildlichkeit und Imagination
Versuchen Sie, die verschiedenen Formen und Dimensionen von Bildlichkeit und Imagination, die in den Kapiteln „Passion und Auferstehung“ sowie „Der Tod und die Kunst des Sterbens“ zum Thema Passion bzw. Tod und Sterben von Bedeutung sind, zusammenzutragen und systematisch voneinander zu unterscheiden.
Ergebnis dieses breiteren Blicks auf den vorliegenden Kurs soll ein argumentativ zusammenhängender Text sein (ca. 2500 Wörter). Belegen Sie Ihre Ausführungen an den jeweiligen Texten und weisen Sie die von Ihnen verwendete Forschungsliteratur korrekt nach. Achten Sie unbedingt auch auf Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung.
Hinweis:
Voraussetzung für die Bearbeitung der großen Schreibaufgabe „Eigengerichtsspiel und Passionsspiel“ ist die Bearbeitung der Aufgabe in „Das ‚Donaueschinger Passionsspiel‘ und die Evangelienberichte“ sowie die Lektüre des ‚Donaueschinger Passionsspiels‘ und des ‚Münchner Eigengerichtsspiels‘.
Eigengerichtsspiel und Passionsspiel
Sie haben in diesem Kurs zwei unterschiedliche Spielgattungen kennengelernt: das Passions- und das Eigengerichtsspiel. In beiden Fällen wird heilsgeschichtliches Geschehen dargestellt – im Passionsspiel mit Blick auf das Leiden und Sterben Christi, das aber für die Gläubigen im Mittelalter ‚aktuell‘ ist; im Eigengerichtsspiel mit Blick auf das, was jeden Gläubigen am Ende seines Lebens (vor dem Hintergrund der Erlösungstat Christi) erwartet. Versuchen Sie, vor diesem Hintergrund zentrale Besonderheiten des geistlichen Spiels zu umreißen, und berücksichtigen Sie dabei insbesondere folgende Aspekte:
- die Zeitebenen des Dargestellten und seinen Bezug zur Gegenwart der mittelalterlichen Rezipient:innen;
- den ‚Wahrheits‘ – und ‚Wirklichkeits‘-Gehalt, den das in den Spieltexten jeweils Dargestellte (Passion und Auferstehung Jesu Christi bzw. das Eigengericht des Einzelnen) für die mittelalterlichen Rezipient:innen hatte.
Ergebnis dieses breiteren Blicks auf den vorliegenden Kurs soll ein argumentativ zusammenhängender Text sein (ca. 2500 Wörter). Belegen Sie Ihre Ausführungen an den jeweiligen Texten und weisen Sie die von Ihnen verwendete Forschungsliteratur korrekt nach. Achten Sie unbedingt auch auf Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung.